Bochum – Seit die Assistentinnen in Zahnarztpraxen «Empfangsfräulein des Zahnarztes» genannt wurden, sind mehr als 100 Jahre vergangen. Heute heißen sie Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) und sind mit einer ganzen Reihe von Aufgaben betraut, die den reibungslosen Ablauf in einer Praxis sicherstellen.

«Rund 70 Prozent der Arbeit ist medizinisch», erklärt Sylvia Gabel, Referatsleiterin Zahnmedizinische Fachangestellte im Verband medizinischer Fachberufe.

Die reguläre duale Ausbildung dauert drei Jahre. Eine gesetzliche Zugangsbeschränkung gibt es nicht, wenn die Schulpflicht erfüllt ist. Der Verband empfiehlt jedoch einen guten Realschulabschluss. «Ein gutes Zeugnis ist wichtig», sagt Gabel, die selbst Zahnmedizinische Fachangestellte ist. Vor allem die Beurteilungen über soziales Verhalten sollten positiv sein.

Zudem seien gute Deutschnoten sowie Englischkenntnisse notwendig, denn Kommunikation ist einer der zentralen Punkte des Berufs. In einer Zahnarztpraxis sind die Fachangestellten die Ersten, mit denen die Patienten in Kontakt kommen.

Ausbildung bei Krankenkassen oder in der Zahnklinik

Doch nicht nur beim Zahnarzt können die Fachleute arbeiten, die bis heute zum Großteil Frauen sind. Nahezu 100 Prozent der neuen Ausbildungsverträge hatten auch im Jahr 2018 Frauen abgeschlossen, wie Daten des
BIBB zeigen. Auch in kieferorthopädischen, oral- und kieferchirurgischen Praxen sowie Zahnkliniken, im öffentlichen Gesundheitswesen, in der Dentalindustrie, bei Krankenkassen, Versicherungen und in Abrechnungszentren finden sie Jobs.

Die Ausbildung ist breitgefächert, beschreibt Gabel. Zu den Inhalten gehören zum Beispiel Hygiene und die Grundlagen der Prophylaxe. Auch in den Bereichen Röntgen und Strahlenschutz müssen sich die Auszubildenden auskennen. Daneben geht es um Hilfeleistungen bei Not- und Zwischenfällen, um Arzneimittel und Instrumentenkunde. Um später zu wissen, worauf es ankommt, damit alles in der Praxis reibungslos vonstatten geht, beschäftigen sich die angehenden ZFA etwa mit Arbeitsorganisation, Dokumentation, Leistungsabrechnung oder Datenschutz.

Praxen auf der Suche nach Nachwuchs

Die Praxen brauchen also gut organisierte junge Leute, die auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf behalten und körperlich dazu in der Lage sind, dem Mediziner zu assistieren. Denn die Arbeit «am Stuhl», wie es bei den Zahnärzten heißt, kann anstrengend sein.

Empathie und eine gute Auffassungsaufgabe seien wichtig bei der Auswahl der Bewerber. «Dazu kommen gute Kommunikationsfähigkeit sowie gutes Deutsch in Wort und Schrift», so Gabel.

Bewerberinnen gibt es indes nicht genug, wie der Verband und auch verschiedene Mediziner beklagen. Ein Zahnarzt aus München berichtet, dass es gerade in den teuren Großstädten extrem schwierig sein, Nachwuchs zu finden – selbst, wenn die Vergütung höher ist als der Durchschnitt oder es noch Extras zum Ausbildungsvertrag gibt, etwa ein Zimmer für die Dauer der Ausbildung.

Zwischen 600 und 870 Euro im ersten Jahr

In den Kammerbereichen mit Tarifanbindung, das gilt für das Saarland, Hessen, Westfalen Lippe und Hamburg, bekommen Auszubildende im ersten Jahr 870 Euro, im zweiten 910 und im dritten 970 Euro. Weil sich die Vergütung je nach Bundesland und Praxis unterscheiden kann, gibt die
Bundesagentur für Arbeit Orientierungswerte zwischen 600 und 870 Euro brutto pro Monat im ersten Ausbildungsjahr und zwischen 750 und 980 Euro im letzten Jahr an.

Der Karriereweg muss für Zahnmedizinische Fachangestellte nicht nach der Ausbildung enden. Mancher spielt mit dem Gedanken, selbst Zahnmedizin zu studieren und zunächst eine Ausbildung zu machen.

ZFA können sich aber etwa auch zur Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin oder zur Dental-Hygienikerin weiterbilden. Im betriebswirtschaftlichen Bereich bietet sich die Qualifizierung zur Fachwirtin für Gesundheit und Soziales, zur Fachwirtin für Zahnärztliche Praxismanagement oder zur Praxismanagerin an.

Fotocredits: Christin Klose,Christin Klose,Sylvia Gabel
(dpa/tmn)

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