Berlin/Fulda – Medizinisch-technische Radiologieassistenten (MTRA) machen Bilder von dem, was sonst niemand sieht. Mithilfe von Strahlung durchleuchten sie die Körper ihrer Patienten und erstellen zwei- oder dreidimensionale Aufnahmen vom Körperinneren.

Manchmal nutzen MTRA sogar radioaktive Stoffe, um krankhafte Veränderungen des Körpers oder Verletzungen zu entdecken. Nina Uhlich versteht sich als Vermittlerin zwischen Arzt und Patient. «Man erstellt zwar Bilder von dem, was die Ärzte sehen wollen, aber man kann auch selbst entscheiden und Vorschläge machen», erklärt die Auszubildende. «Man ist auch ein bisschen Architekt.»

Auszubildende zum MTRA arbeiten im Röntgen, in der Strahlentherapie oder in der Nuklearmedizin. Sie müssen zur richtigen Zeit die richtigen Knöpfe drücken – doch nicht nur das. Sie bereiten den Patienten auch auf die Untersuchung oder Behandlung vor und bringen ihn in die richtige Position, damit die Strahlung die betroffene Stelle erreicht. So behandeln sie Krebserkrankungen oder diagnostizieren Krankheiten, Frakturen und Fehlfunktionen.

Kreativ werden müssen MTRA zum Beispiel, wenn ein Patient krank ist und seine Arme nicht heben kann. «Da muss man ein bisschen basteln, damit man gute Bilder bekommt, und das ist echt kompliziert», sagt Uhlich.

Die 23-Jährige hat ihre Ausbildung zur medizinisch-technischen Radiologieassistentin an der staatlichen Akademie der Gesundheit Berlin-Brandenburg fast abgeschlossen. Ihre Praktika, insgesamt rund ein Jahr, hat sie fast ausschließlich in der Berliner Charité absolviert. Dort startet sie im Herbst auch in ihre erste Festanstellung.

So schnell eine Anstellung zu finden, ist für medizinisch-technische Radiologieassistenten nicht ungewöhnlich. In Krankenhäusern und Praxen seien sie mit ihrem technischen Wissen unersetzbar, sagt Martin Alfrink von der IB Hochschule aus Coburg – eine der wenigen Schulen in Deutschland, die mit dem Bachelor-Studiengang
Medizinische Radiologie-Technologie mehr als eine Ausbildung anbieten. «Die Jobsuche nach der Ausbildung fällt relativ leicht, auch wegen der unattraktiven Ausbildungssituation», sagt Alfrink.

Mit einer
Vergütung können Auszubildende nämlich in der Regel nicht rechnen, obwohl sie drei Jahre lang abwechselnd die Schulbank drücken und in Krankenhäusern oder Praxen arbeiten. Für die Ausbildung an privaten Berufsfachschulen fallen stattdessen Schulgebühren an. Die können je nach Schulart, Ausbildungsweg und Träger deutlich variieren.

An staatliche
Berufsfachschulen zahlen angehende MTRA immerhin nur für die nötigen Unterrichtsmaterialien und Gebühren für die Prüfung. Auszubildende können sich auch selbst auf die Suche nach einem Träger der praktischen Ausbildung machen und mit ihm eine Vergütung verhandeln. Die Regel ist das allerdings nicht. Nina Uhlich konnte während der Ausbildung zum Glück bei ihrer Familie wohnen. Einige ihrer Mitschüler bekommen Bafög, andere jobben nebenher.

«Ich möchte jetzt erst mal arbeiten und Erfahrung sammeln», sagt Uhlich. «Darum habe ich mich für ein großes Krankenhaus entschieden.» Sie könnte auch in einer Arztpraxis arbeiten, in der Forschung, beim Landesamt für Gesundheit oder als Lehrerin an einer der Berufsschulen. Sogar das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung sei kürzlich auf der Suche nach MTRA gewesen. Giraffen röntgen, das wäre aber nichts für sie.

Rein rechnerisch könnten alle Radiologieassistenten eine Arbeitsstelle bekommen, sagt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. Die tarifliche
Bruttogrundvergütung im Tarifbereich öffentlicher Dienst liegt je nach Bundesland zwischen 2896 bis 3204 Euro im Monat. Wer zusätzliche Qualifikationen erwirbt, kann seine Karrierechancen schon während der Ausbildung verbessern. Nina Uhlich hat zum Beispiel vorher ihr Abitur gemacht, obwohl der Abschluss an einer Realschule genügt hätte. Später will sie noch studieren.

Medizinisch-technische Radiologieassistenten brauchen Verantwortungsgefühl, räumliches Vorstellungsvermögen sowie Interesse an Technik und an der Patientenversorgung, sagt Rebecca Lauterbach, Präsidentin des Dachverbandes für Technologen und Analytiker in der Medizin Deutschland (DVTA) in Fulda. Lernbereitschaft sei ebenfalls wichtig, denn natürlich geht die technische Entwicklung stetig weiter. Außerdem wichtig zu wissen: MTRA arbeiten oft im Schichtsystem.

Wenn Nina Uhlich ihre Stelle antritt, wird sie rund zehn Minuten mit jedem ihrer Patienten verbringen. Anders sei das bei der Strahlentherapie, bei der die MTRA meist mit Krebskranken arbeiten: «Da muss man sehr einfühlsam sein, das ist ein anderes Arbeiten als einfach nur ein Röntgenbild zu machen», sagt Uhlich. Dort verbringen die MTRA bis zu zwei Monate immer wieder Zeit mit dem Patienten. «Da bekommt man natürlich viel Anerkennung.»

Sonst ist den Patienten aber selten bewusst, wer sie da ins richtige Licht rückt und dass für das Röntgen eine eigene Ausbildung nötig ist. Am Anfang habe sie das schon etwas gestört, sagt Uhlich. Inzwischen denkt sie einfach daran, wie viel sie für diesen Beruf gelernt hat. «Dann habe ich meine eigene Anerkennung.»

Fotocredits: Lino Mirgeler,Lino Mirgeler,Lino Mirgeler,Lino Mirgeler,Lino Mirgeler,Lino Mirgeler,Lino Mirgeler
(dpa/tmn)

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