Wie werde ich Elektroanlagenmonteur/in? 22. November 2016 Berufe Mainz – Ob Schnee oder Sommerhitze – Elektroanlagenmonteure sind bei ihrer Arbeit Wind und Wetter ausgesetzt. Für Jaime Celorio ist das kein Nachteil. Im Gegenteil: Er habe sein Hobby zum Beruf gemacht, erzählt der 31-Jährige, der nun bei der Deutschen Bahn sein zweites Lehrjahr beginnt. Nach einer Ausbildung im pharmazeutischen Bereich habe er sich noch einmal ganz neu orientiert. «Ich hatte schon immer großes Interesse an Elektrotechnik und habe alles repariert – vom Computer bis zur Lampe.» Außerdem sei er gerne draußen. «Immer nur drin zu hocken, ist nichts für mich.» Elektroanlagenmonteure installieren, warten und reparieren Generatoren, Laternen, Blitzableiter, Überwachungsanlagen, aber auch Straßenbahn-Oberleitungen sowie Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Sie nehmen Schaltanlagen in Betrieb, überprüfen und messen ihre Funktionstüchtigkeit. Bei der Deutschen Bahn werden sie vor allem im Bereich der Oberleitungen gebraucht. Sie sind auf den Strecken unterwegs und wechseln etwa den Fahrtdraht aus. Elektroanlagenmonteure prüfen beispielsweise, wo Vögel in die Leitung geflogen sind und dadurch Kurzschlüsse verursacht haben. Bohren, fräsen, schweißen: Die Grundlagen der Metallverarbeitung lernt Celorio bei der Deutschen Bahn im ersten Jahr in der Ausbildungswerkstatt. Im zweiten Jahr sind die Auszubildenden häufiger in den Betrieben an verschiedenen Standorten unterwegs. Innerhalb der dreijährigen Ausbildung besuchen sie zwischendurch immer wieder für mehrere Wochen die Berufsschule. Wer den Beruf ergreifen will, muss vielseitig begabt sein. Interesse an Elektrotechnik, Mechanik und Metallbearbeitung sind Fähigkeiten, die Auszubildende mitbringen sollten. «Fast 90 Prozent der Zeit arbeiten sie im Freien», sagt Jürgen Zeinar, Ausbilder der DB Netz AG. Eine weitere Herausforderung sind die Arbeitszeiten. Elektroanlagenmonteure sind vor allem dann unterwegs, wenn sie den Zugverkehr am wenigsten stören: nachts, am Wochenende und an Feiertagen. Trotzdem fänden sich genug Interessenten für die Ausbildungsplätze. «Ich finde, dass das ein toller Beruf ist. Das ist etwas anderes, als am PC zu sitzen», sagt Zeinar über den Elektroanlagenmonteur. Jaime Celorio sieht das ähnlich: «Was mir am meisten Spaß macht, ist, dass man so viel unterwegs ist und Probleme direkt löst.» Elektroberufe sind anspruchsvoll – schon allein, da die Branche ständig im Wandel ist. Bewerber sollten neben naturwissenschaftlichem und technischem Verständnis auch Geschicklichkeit, Sorgfalt und ein hohes Verantwortungsgefühl mitbringen, sagt Herbert Tutschner vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Die Arbeit mit Elektrik birgt immer Risiken – ein Stromschlag kann schnell zu tödlichen Unfällen führen. Frauen sind unter Elektroanlagenmonteuren immer noch selten zu finden. 2014 waren es bei 150 Anfängern nur sechs weibliche Auszubildende. Die Berufsaussichten für Absolventen schätzt der Ausbildungsexperte generell im Elektrobereich als sehr gut ein. Trotzdem sind die Ausbildungszahlen bei Elektroanlagenmonteuren in den vergangen Jahren rückläufig. Während der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Jahr 2010 noch fast 540 Azubis zählte, waren es 2015 nur noch rund 380 – immerhin ein Rückgang um fast 30 Prozent. Daraus könnte man auf eine sinkende Nachfrage schließen, sagt Anja Schwarz, Ausbildungsexpertin beim DIHK. Zumindest für die Deutsche Bahn gilt dies aber nicht. Voraussetzung für die Bewerbung bei der Deutschen Bahn als Azubi sei die mittlere Reife, erklärt Jürgen Zeinar. Rein rechtlich ist allerdings kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Die Ausbildungsvergütung für Elektroanlagenmonteure liegt bei der Deutschen Bahn zwischen 840 und 1030 Euro, hinzu kommen Zulagen für Nacht- und Wochenendarbeit. Es kann woanders aber auch deutlich weniger sein. Anlagenmonteure können sich nach der Ausbildung zum Fahrwegmechaniker und zum Meister in den Bereichen Leit- und Sicherungstechnik oder Elektrotechnik weiterbilden. Jaime Celorio hat schon eine konkrete Vorstellung, wie es weitergeht. «Worauf ich mich immer besonders freue, ist der TVT», erzählt er. Das sogenannte Turmverbrennungstriebfahrzeug mit Hebebühne ist speziell für die Arbeit an Oberleitungen konzipiert. Für Celorio steht schon fest, was er nach seiner Ausbildung machen möchte: Einen Führerschein für den TVT. Fotocredits: Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach,Uwe Anspach (dpa/tmn) (dpa)