Wie werde ich Bibliothekar/in? 25. Juni 2018 Berufe Frankfurt/Main – Bücher zu mögen, das schade nicht, wenn man in einer Bibliothek arbeiten will, sagt Nathalie Wright. «Aber da gibt es noch weitaus mehr, für das man sich interessieren sollte.» Die 23-Jährige ist in ihrem dritten Ausbildungsjahr zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMI) an der Bibliothek der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sie liebt Gedrucktes, begeistert sich aber auch für Technik. «Früher habe ich immer PCs auseinandergebaut», erzählt sie. Die Arbeit in Bibliotheken ist vielfältig – leider hätten junge Leute oft veraltete Vorstellungen, sagt Barbara Lison, Bundesvorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbands und Leiterin der Stadtbibliothek Bremen. «Manche sagen, sie lesen gerne, und denken, dass sie dann gute Voraussetzungen erfüllen, in einer Bibliothek zu arbeiten.» Dies sei aber nicht die Hauptvoraussetzung. «Wir lassen lesen. Das ist unsere Aufgabe», erklärt sie. Wichtig sind Offenheit und Kontaktfreudigkeit. Denn Bibliotheken sprechen ganz unterschiedliche Zielgruppen an – von Leseanfängern bis hin zu Senioren. Wichtig seien zudem Freude am Organisieren und am Gestalten von Räumlichkeiten. Auch ein Ordnungssinn ist gefragt. «Es geht immer wieder darum, Bücher zu suchen und zu finden», sagt Petra Schneider, die an der Bibliothek der Goethe-Universität die Ausbildung koordiniert. Hier gibt es kein Ungefähr. Die Bände müssen dort einsortiert werden, wo sie hingehören. Bei der dreijährigen Ausbildung gibt es Schwerpunkte wie Bildagentur, Archiv, Information und Dokumentation. In der Fachrichtung Bibliothek lernen Azubis, wie sie Bücher und andere Medien beschaffen, erfassen und systematisieren. Zudem beraten sie Nutzer, recherchieren Literatur, verleihen Medien und organisieren Veranstaltungen. Bibliotheken digitalisieren auch Sammlungen. «Damit wir sie auch online zur Verfügung stellen können», erzählt Schneider. In Frankfurt gibt es die größte Judaica- und Hebraica-Sammlung in Deutschland. Wer die Ausbildung im Bereich Bibliothek absolviert hat, findet Jobs in Gemeinde-, Stadt- und Universitätsbibliotheken sowie in der Verwaltung, in Verlagen, aber auch bei Wissenschaftsorganisationen oder Betrieben mit eigenen Bibliotheken. An der Johann Wolfgang Goethe-Universität verdienen angehende Fachangestellte im ersten Ausbildungsjahr 860 Euro brutto und im dritten 970 Euro. Laut Bundesagentur für Arbeit reicht die Spanne insgesamt gesehen von rund 740 bis gut 1060 Euro im Verlauf der Lehre. Bei Berufsanfängern seien die Gehaltsunterschiede nicht so groß. Die meisten arbeiten im öffentlichen Dienst, sagt Kristina Lippold vom Berufsverband Information Bibliothek (BIB). Das Einstiegsgehalt lag laut Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder im Jahr 2017 bei knapp 2240 Euro. Wer bereits Berufspraxis hat, kann sich zum Informationsfachwirt weiterbilden. Einige Fachangestellte nutzen die Ausbildung auch als Grundlage für ein Studium. In den kommenden Jahren erreichen viele Beschäftigte von Bibliotheken das Rentenalter. Deshalb schätzt Lison die Berufsaussichten als sehr gut ein. Nathalie Wright will nach ihrer Ausbildung ihr Abitur an einer Fachoberschule nachholen und dann studieren. «Ich weiß noch nicht genau, was.» Sie interessiert sich für Medieninformatik und andere Fächer an der Schnittstelle zwischen Geisteswissenschaften und der Digitalwelt. Ihr Ziel: sich im technischen Bereich weiterzubilden, um später wieder in einer Bibliothek zu arbeiten. Fotocredits: Frank Rumpenhorst,Frank Rumpenhorst,Frank Rumpenhorst,Frank Rumpenhorst,Frank Rumpenhorst,Frank Rumpenhorst,Frank Rumpenhorst,Frank Rumpenhorst (dpa/tmn) (dpa)