München – Menschen folgen lieber Menschen und nicht Marken. Das ist die Überzeugung von Ibrahim Evsan. Seit zehn Jahren berät der Digitalisierungsexperte aus München Unternehmer und Freischaffende dabei, wie sie sich selbst zur Marke machen.

Ob Elon Musk Chef von Tesla ist oder von Apple, sei egal, führt Evsan als Beispiel an. Es gehe um die Person Elon Musk – und wofür er steht. Der Unternehmer verkauft sich als Visionär, als Weltverbesserer, gleichzeitig gilt er als aufbrausend und unberechenbar. Damit ist er erfolgreich – zumindest im Netz: Dem offiziellen Twitter-Account von Tesla folgen knapp 4 Millionen Follower, Elon Musk mehr als 27 Millionen.

Jedem, der sich auf dem Arbeitsmarkt etablieren will, ob als Architekt, Fotograf oder Designer, aber auch als Arbeitnehmer, hilft eine Marke, die ihn aus der Masse heraushebt.

Am Anfang hilft der Blick nach innen

Personal Branding, wie die persönliche Markenbildung aus dem Englischen übersetzt werden kann, stehe in Deutschland noch am Anfang, sagt Evsan. Sie werde aber immer wichtiger.

Petra Wüst, Expertin und Coach für Self Branding und Selbstmarketing aus Basel, empfiehlt zu Beginn der Markenbildung immer den Blick nach innen: «Als erstes muss man seinen individuellen Kern herausfinden.» Fragen wie «Wer bin ich?», «Was sind meine Stärken?» und «Welche Emotionen habe ich?» stünden am Anfang der Entwicklung einer eigenen Marke.

Mit ihren Kunden arbeitet die Beraterin deren drei größte Stärken heraus. Die Kombination dieser drei Stärken ergibt in der Regel das Besondere einer Marke. «Jeder Mensch ist einzigartig», sagt Wüst. Diese Einzigartigkeit müsse man nur sichtbar machen.

Eine Erzählung über sich selbst

Evsan empfiehlt eine eigene Geschichte zu entwickeln – eine Erzählung über sich selbst, in der herausgearbeitet wird, welche Ereignisse und Erfolge einen zu dem Menschen gemacht haben, der man ist. «Den inspirierenden Funken» in der eigenen Vita finden, formuliert es Evsan.

Ein eigenes Profil, das mithilfe einer Personal Brand zur Vermarktung dient, kann Einzelnen dabei helfen, aus der Masse herauszustechen. Evsan empfiehlt, sich früh zu überlegen, auf welchen Online-Plattformen man vertreten sein möchte: Twitter, Facebook, Linkedin oder doch eine eigene Website?

Es hängt vom beruflichen Kontext ab

Die Darstellung in sozialen Netzwerken ist nicht nur für die eigene Dienstleistung von Bedeutung. Je mehr Menschen einem in den sozialen Netzwerken folgen, desto höher wird auch der Marktwert des eigenen Profils. Arbeitgeber wissen das. Mit vielen Followern könne bei einer Neuanstellung unter Umständen das doppelte Gehalt ausgehandelt werden, so Evsans Einschätzung.

Doch nicht alle Unternehmen sehen es gerne, wenn ihre Mitarbeiter in sozialen Netzwerken präsent sind. Michael Bernecker, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Marketing GmbH, sagt, einige Arbeitgeber verbieten Facebook und Co. am Arbeitsplatz – vor allem in Industriebetrieben, in denen die Chefs nicht mit dem Internet aufgewachsen sind und die Diskretion schätzten.

Personal Branding hänge immer vom beruflichen Kontext ab. Für alle Freiberufler und alle Arbeitnehmer oder Führungskräfte, die in ihrer Arbeit eine hohe Sichtbarkeit benötigten, sei eine Personal Brand jedoch essenziell.

Der einzige Nachteil beim Personal Branding: wenn die Marke etwas Falsches vermittelt. «Personal Branding funktioniert nicht, wenn es keine Substanz hat», so Bernecker. «Wenn nur das Ego spricht und kein Inhalt vermittelt wird, ist die eigene Marke sinnlos», ergänzt Evsan.

Fotocredits: Beatrice Hermann Photography,Christoph Kassette,Helge Strauss
(dpa/tmn)

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