Dresden – Es kann die Krankenschwester sein, die ihre Schichten mit denen ihrer Lieblingskollegen zusammenlegt und nun wieder gerne zur Arbeit geht. Oder auch der Koch, der sich als Künstler sieht, seitdem er die Gerichte kreativ auf dem Teller anrichtet.

Diese Personen wissen es vielleicht nicht: Doch sie alle wenden dieselbe Technik an.
«Job Crafting» oder «aktive Arbeitsplatzgestaltung» nennt es sich, wenn Menschen kleine Änderungen an ihrem Job vornehmen.

«Die Wirkung kann erheblich sein: Wer die Spielräume innerhalb seiner Tätigkeit erkennt, bekommt ein stärkeres Gefühl der Selbstbestimmung», sagt Psychologin
Ilona Bürgel. «Das kann Stress reduzieren und Burn-out vorbeugen.» Und: Wer mehr Spaß an der Arbeit hat, ist automatisch engagierter und oft erfolgreicher.

So glauben manche sogar, dass sich Job Crafting zu einem Wirtschaftsfaktor entwickelt. «Die Arbeitnehmer der Zukunft suchen nicht nach einem perfekt designten Job – sie möchten ihn anhand ihrer persönlichen Stärken und Interessen mitgestalten», sagt
Eva B. Müller. Sie war viele Jahre als Führungskraft in internationalen Unternehmen tätig und arbeitet nun als Trainerin.

Die Veränderungen, die Job Crafter an ihrer Tätigkeit vornehmen, müssen nicht groß sein. Experten teilen die möglichen Stellschrauben in vier Gruppen ein: «Erstens: Was arbeite ich? Damit sind die Aufgaben gemeint. Zweitens: Mit wem arbeite ich? Das können Kollegen oder Kunden sein. Und drittens: Wie sehe ich meinen Job? Dabei geht es um die innere Haltung», zählt Organisationsberaterin
Frauke Schmid-Peter auf. Als eine vierte Stellschraube sieht sie die Frage: «Wo und wann arbeite ich?». Kontext, Arbeitsplatz und Arbeitszeiten wären dafür Beispiele.

Um strukturiert Job Crafting zu betreiben, rät Schmid-Peter dazu, sich über einen längeren Zeitraum hinweg alle Aufgaben aufzuschreiben, die im Arbeitsalltag anfallen. Dann kann man darüber nachdenken, welche einem Freude bereiten – und welche eher Energie rauben. «Bei unliebsamen Tätigkeiten sollten Arbeitnehmer versuchen, diese zu reduzieren oder schauen, ob es Kollegen gibt, denen diese Aufgaben mehr liegen», erklärt Schmid-Peter.

Wenn Arbeitnehmer die innere Haltung verändern, mit der sie an ihren Job herangehen, spricht Beraterin Müller von einem «mental shift», von einer mentalen Verschiebung. Dabei werde dem Beruf oder einzelnen Aufgaben ein ganz besonderer Sinn zugeschrieben. «Ein Rettungssanitäter kann sich wieder mentale und körperliche Ressourcen beschaffen, indem er sich vor Augen führt, dass seine Arbeit vielen Menschen hilft», erklärt Müller.

Arbeitnehmer sollten aber immer beachten: Wenn die Veränderungen, die sie vornehmen, auch andere betreffen, ist es klug, sich mit Kollegen und Vorgesetzten abzusprechen. Und obwohl die langfristigen Folgen von Job Crafting oft positiv sind, weist Müller darauf hin, dass es kurzfristig zu Stress führen kann – verursacht durch zusätzliche oder unbekannte Tätigkeiten, oder auch durch neue Sozialkontakte. Doch Müller kann beruhigen: «Das ist ein ganz normaler Vorgang, wenn Menschen neue Dinge lernen und ausprobieren.»

Fotocredits: Monique Wüstenhagen
(dpa/tmn)

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