Bonn – Auf den Bachelor noch einen zweiten draufsatteln? Klingt einfach, kann aber in der Theorie ganz schön kompliziert sein. Wer nach dem Abschluss einen weiteren Bachelor oder Master machen möchte, muss sich nämlich auf einen Zweitstudienplatz bewerben.

Für einige Berufe ist so ein Zweitstudium zwingend erforderlich: Kieferchirurgen müssen zum Beispiel Zahnmedizin und Humanmedizin studieren, erklärt Christian Tauch vom Referat für Hochschulbildung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Andere entscheiden sich für einen weiteren Abschluss, weil sie sich noch einmal umorientieren möchten oder die Chancen auf dem Arbeitsmarkt schlecht stehen.

Gesonderte Regeln bei der Vergabe

Bei zulassungsfreien Studiengängen können sich Studierende, die bereits einen Bachelor oder Master haben, einfach einschreiben. Komplizierter wird‘s bei Fächern mit Zulassungsbeschränkung: «Für Studienplätze in Studiengängen, die im bundesweiten Vergabeverfahren vergeben werden, stehen den Zweitstudienbewerbern drei Prozent der Plätze zur Verfügung», erklärt Tauch. Das gilt für Medizin, Pharmazie und Zahnmedizin. «Bei örtlich zulassungsbeschränkten Studiengängen bestimmen die Hochschulen diese Quote selbst.» Sie liegt in der Regel ebenfalls bei etwa drei Prozent.

Für die Vergabe gibt es bestimmte Regeln. Relevant sei neben der Abschlussnote des Erststudiums vor allem die persönliche Motivation, sagt Tauch. Dazu zählen unter anderem zwingende berufliche oder wissenschaftliche Gründe. Etwa, wenn eine ergänzende Qualifikation beispielsweise für eine Tätigkeit in der Forschung notwendig ist.

Auf den Arbeitsmarkt abgestimmt

Die Wahl des Zweitstudiengangs sollte zur Lage auf dem Arbeitsmarkt oder dem angestrebten Arbeitgeber passen. Absolventen müssen sich daher Gedanken machen, welche Fächerkombinationen sinnvoll sind. Beliebt ist als Zweitstudiengang laut Röser unter anderem der Master of Business Administration: «Der bringt auch denen Führungsqualifikationen bei, die vorher nicht im Wirtschaftsbereich studiert haben.» Das sei gerade bei Geisteswissenschaftlern für viele Arbeitgeber attraktiv.

Viele Wirtschaftswissenschaftler hingegen bilden sich durch ein Zweitstudium der Wirtschaftspsychologie weiter, um sich im Human-Resources-Sektor zu qualifizieren.

Höhere Ausgaben bei Zweitstudierenden

Ein Zweitstudium ist nicht günstig: In einigen Bundesländern werden dafür Gebühren erhoben. In Sachsen-Anhalt sind das 500 Euro pro Semester, in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sogar 650 Euro. In den meisten anderen Bundesländern fallen keine Extrakosten an. Trotzdem haben Zweitstudierende oft höhere Ausgaben. «Sie haben vielleicht schon Familie oder sorgen privat fürs Alter vor», sagt Bernhard Börsel vom Deutschen Studentenwerk.

Hinzu kommt, dass es Bafög nur in besonderen Fällen gibt. Zum Beispiel, wenn das Studium zwingend für den angestrebten Beruf erforderlich ist, erklärt Börsel. Alle anderen müssen sich selbst finanzieren. Ein Kredit als alleinige Finanzierungsform – davon rät Börsel ab: «Die Verschuldung wird zu hoch.» Alternativ bietet sich ein berufsbegleitendes Studium ein. «Da sollte aber die Work-Life-Balance nicht aus dem Blick geraten», sagt Börsel.

Zwei Studien gleichzeitig?

Wer sein erstes Studium noch nicht abgeschlossen hat, aber schon weiß, dass er beruflich etwas ganz anderes machen will, sollte abwägen: Es könne sich lohnen, abzubrechen, um weniger Komplikationen beim zweiten Studium zu haben, sagt Röser.

Gabrielle Säuberlich, Beraterin für Akademiker bei der Bundesagentur für Arbeit, empfiehlt vor dem Zweitstudium eine individuelle Beratung. Für Bachelorabsolventen gebe es zum Beispiel oft Masterstudiengänge, die zum angestrebten beruflichen Ziel passen.

Fotocredits: Inga Kjer,Hans-Joachim Emmerich,Christin Klose
(dpa/tmn)

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