Berlin/Kerpen – Im Lebenslauf können manche Angaben für eine Bewerbung hilfreich sein, andere sind mit Vorsicht zu genießen. Hobbys sind erstmal kein Muss. An erster Stelle steht für Personaler die fachliche Eignung, die sich aus beruflicher Erfahrung und dem Bildungsweg ergibt.

Wer jedoch auch seine Interessen angibt, kann dazu beitragen, bei Personalfachkräften ein rundes Bild zu erzeugen. «Da der Bewerber in die Unternehmenskultur passen muss, wird natürlich auch auf die Persönlichkeit geachtet», sagt Yasmin Kurzhals, Präsidiumsmitglied im Bundesverband der Personalmanager und Personalchefin beim Kreditanbieter Auxmoney.

Was bedeutet das für Bewerber? Jochen Mai, Autor und Chefredakteur von «Karrierebibel.de» empfiehlt, bei der Entscheidung die Relevanz zu prüfen: «Welche soziale Kompetenz vermittelt das Hobby, und inwieweit ist diese Kompetenz von Bedeutung für die anvisierte Stelle?» Eine Teamsportart oder ein ehrenamtliches Engagement erzeuge beispielsweise immer einen guten Eindruck.

Bei Extremsportarten ist Vorsicht geboten

Mit Extremsportarten sollten Bewerber eher vorsichtig sein. «Gefährliche Hobbys treiben Personalern schon mal Angstperlen auf die Stirn: Fällt der Bewerber dann häufiger mal mit gegipsten Armen aus? Oder neigt er auch im Job zu risikoreichem Vorgehen?», erklärt Mai.

Ob es sinnvoll ist, kreative oder handwerkliche Interessen anzugeben, hängt vom Beruf ab. Mai macht auf die Unterscheidung von Soft und Hard Skills aufmerksam: «Kenntnisse im Nähen stellen im Modebereich eindeutig einen Hard Skill dar, der nicht bei Hobbys, sondern im Lebenslauf weiter oben unter besonderen Kenntnissen aufzuführen ist.»

Auch die intensive Nutzung von Plattformen wie Instagram könne unter Umständen bei Bewerbungen im PR-Bereich unter besonderen Kenntnissen angeführt werden. Lesen, Freunde treffen, Musik hören seien dagegen «zu sehr Standard und zu wenig aussagekräftig», sagt Yasmin Kurzhals.

Nicht zu eigenbrötlerisch wirken

Netflix, Kino oder PC-Spiele als Angaben werden tendenziell eher als passiv oder eigenbrötlerisch wahrgenommen. Das Beherrschen eines Instruments oder intensive Auseinandersetzung mit einer spezifischen Literatur- oder Filmrichtung kann hingegen wieder ein Pluspunkt sein und je nach Berufsbild relevante Persönlichkeitsmerkmale suggerieren.

Auch ein oder zwei ausgewählte, konkrete Erfolge im Hobby dürfen erwähnt werden, sind sich Kurzhals und Mai einig. So kann zum Beispiel eine gute Marathonplatzierung auf eine zielorientierte Herangehensweise und Durchhaltevermögen hindeuten.

Der Job muss im Mittelpunkt stehen – nicht das Hobby

Ein Fauxpas, der Jobanwärtern im Interview laut den Bewerbungsprofis häufig unterläuft, ist übermäßige Inbrunst, wenn das Gespräch sich den persönlichen Interessen zuwendet. Mai rät daher, von den Hobbys nicht enthusiastischer zu sprechen als von dem Job. Außerdem sollte bei der Angabe von Interessen und Hobbys nicht geflunkert oder zu dick aufgetischt werden. Kochen als Hobby anzugeben und dann im Interview über das Familienrezept für die beste Bolognese hinaus nichts vorweisen zu können, kann einem schnell vor die Füße fallen.

Bleibt man aber bei der Wahrheit, führt sich bei der Entscheidung die jeweilige Relevanz des Hobbys vor Augen und bringt gegebenenfalls Mut zur Lücke auf, kann die Zusatzinfo im Lebenslauf womöglich dafür entscheidend sein, zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.

Fotocredits: Fredrik von Erichsen,Christin Klose,Robert Günther,Jürgen Silius,Jochen Rolfes
(dpa/tmn)

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