Das Nesthocker-Syndrom 27. Dezember 2013 Berufliche Bildung Viele Studenten können sich keine eigene Wohnung mehr leisten. Studentenheime sind überfüllt und man wird auf eine endlose Warteliste gesetzt. Hotel Mama bietet viele gute Gründe, um einfach zu Hause wohnen zu bleiben. Psychologen warnen allerdings vor der Bequemlichkeit vieler Studenten. Der Wohnungsmarkt ist knapp Fast zwei Drittel aller Hochschüler sind der Meinung, dass die Wohnungssuche vor allem zu Beginn des Studiums sehr schwierig ist. Das ergab eine Online-Studie des deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. In Großstädten ist die Lage besonders angespannt. Dort fangen viel mehr junge Menschen an zu studieren, die auf dem Wohnungsmarkt mit gut verdienenden Leuten konkurrieren müssen. Denn auch immer mehr Ältere wollen in den Innenstädten wohnen. Bequemes Wohnen mit Nachteilen Viele sehen das Elternhaus als Notlösung an. Aber Studien zeigen auch, dass fast ein Viertel aller Studenten auch ohne Spannungen auf dem Wohnungsmarkt lieber bei Mama wohnen, als sich eine eigene Wohnung zu suchen. Seit Jahren liegt die Zahl der Studenten, die bei ihren Eltern wohnen bei 23 Prozent. Nicht nur das kostenlose Wohnen gefällt den Studenten, viele haben Angst, sich in einer eigenen Wohnung einsam zu fühlen. Dazu kommt, dass die Eltern beispielsweise das Essen kochen, Wäsche waschen und einkaufen. Ein großer Nachteil: viele Elternhäuser stehen weit von den Unis entfernt, in Vororten oder auf dem Land, sodass die Studenten täglich pendeln müssen. Das ist vor allem für diejenigen ärgerlich, die nicht freiwillig zu Hause wohnen bleiben, sondern weil der knappe Wohnungsmarkt es nicht anders zulässt. Das „Nesthocker-Syndrom“ Wissenschaftlich betrachtet gibt es viele Gründe, das Hotel Mama zu verlassen: das Kinderzimmer hat wenig Privatsphäre, man muss immer Abstriche machen, wenn man mit seinen Eltern unter einem Dach lebt. Psychologen sprechen von einem „Nesthocker-Syndrom“: Studenten sehen ihr Elternhaus als eine bequeme Wohnform an. Das hat Folgen: die Kinder werden langsamer erwachsen, brauchen mehr Zeit, um auf eigenen Beinen zu stehen. Es ist in diesem Fall schwer, ein Gleichgewicht zu finden, ohne dass erwachsene Kinder sich von ihren Eltern bevormundet fühlen oder sich die Eltern ausgenutzt fühlen. Experten warnen sogar, dass der Studienerfolg beeinträchtigt wird, wenn junge Menschen nicht früh genug lernen, wie man alltägliche Dinge erledigt. IMG: creAtive – Fotolia