Aus dem Team-Meeting wird jetzt ein «Standup» 10. Juni 2019 Ratgeber Hamburg – Zeit ist Geld – vor allem für ein Unternehmen. Jede Minute, die ein Mitarbeiter in einem sinnlosen Meeting vergeudet, ist eine verlorene Minute Produktivität. Und doch scheint es, als sei der Konferenz-Marathon einfach nicht totzukriegen. Im Gegenteil. «Es wird in Zukunft sogar noch viel mehr Meetings geben», sagt Imeyen Ebong, Leiter der Praxisgruppe Organisation bei der Unternehmensberatung Bain & Company. Der Grund dafür: Die Welt wird komplexer. Und damit werden die Entscheidungen, die Unternehmen oder Behörden treffen müssen, immer vielschichtiger. «Für Entscheidungen, die eine Führungskraft früher vielleicht einmal alleine treffen konnte, werden heute oft drei bis fünf Experten hinzugezogen», sagt Ebong. «Und die müssen sich dann abstimmen.» Und wer erledigt die Arbeit? Doch wie soll man dann vor lauter Konferenzen noch zum Arbeiten kommen? «Die Frage ist ja, ob Meetings künftig noch die heutige Form haben müssen», sagt Ebong – und meint damit gleich zwei Dinge. Erstens das Ziel der Treffen: Das sollte immer eine Entscheidung sein – nichts anderes. «Alles, wo es nur um Informationsvermittlung geht, sollte man ersatzlos streichen», so der Experte. Schließlich gebe es heute genug andere Wege, Mitarbeiter inhaltlich ins Boot zu holen – vom Unternehmensblog bis zur simplen E-Mail. Stehen soll Sitzen ersetzen Stehen statt sitzen – ein Trend, der in vielen Unternehmen schon angekommen ist. Und das natürlich, wie es sich gehört, mit einem schicken englischen Namen: Dem Standup. Macht man das täglich, heißt es dann Daily Standup. Damit eine fixe Stehkonferenz tatsächlich Zeit spart, muss sie das langatmige Sitzmeeting ersetzen, nicht ergänzen. Und sie sollte gut organisiert sein. «Ich muss klare Zielkorridore haben, ansonsten verliert man sich da schnell auf Nebenschauplätzen», sagt Coach Ingo Steinke Eine Tagesordnung braucht es dafür nicht, sagt Stefanie Hecker, Beraterin für Personalentwicklung. Wichtig sei aber ein immer gleicher Aufbau und ein immer gleicher Zeitpunkt – egal ob morgens, mittags oder abends. Und: Es muss jemand den Hut aufhaben. «Es braucht einen Moderator, der erstens auf die Zeit und zweitens auf die Themen achtet.» Diskutiert wird wo anders Das heißt: Besprochen und entschieden wird im Standup nur, was bis zum nächsten Meeting dieser Art wichtig ist – alles andere hat dort nichts verloren, die langfristige Strategie zum Beispiel. Entsprechende Diskussionen muss der Standup-Leiter abwürgen. Zudem muss der Moderator auf die Redeanteile achten, so Hecker. Denn im Idealfall kommt im Standup jeder zu Wort, und sei es nur kurz. Wo jeder zu Wort kommt, darf es natürlich nicht zu voll sein. Mehr als zwölf Teilnehmer sollten es nicht sein, rät Hecker – ansonsten zerfällt die Runde in Grüppchen. «Da ist das Gespräch mit dem Nachbarn plötzlich interessanter als das, was der Kollege auf der anderen Seite gerade sagt.» Gut moderiert und organisiert, kann die positive Wirkung des Daily Standups dann weit über das bloße «Wer macht heute was?» hinausgehen. «Im Idealfall sind solche kurzen Standup-Meetings sehr effizient, aber auch sehr persönlich», sagt Steinke. Ein Team, dessen Mitglieder sonst alleine im Büro oder hinter dem Computer hocken, kann sich in dieser Runde als Gruppe wahrnehmen. Fotocredits: Klaus-Dietmar Gabbert,Bain & Company,Ronald D. Vogel,Foto- und Bilderwerk (dpa/tmn) (dpa)