„Nein, heute kann ich nicht, ich mache doch gerade ein Praktikum!“ 12. März 2008 Berufliche Bildung Was ist dran am Praktikum? Hochschulabsolventen steigen heutzutage idealerweise direkt ins Berufsleben ein. Selbstverständlich mit exzellentem Studienresultaten, mindestens zwei Auslandssemestern, Chinesisch-Kenntnissen, nebenbei ehrenamtlichem Engagement und natürlich: Berufserfahrung. Praktikumsstellen sind daher heiß umworben. Besonders in der Medienbranche wird die berufliche Praxiserfahrung nicht nur gerne gesehen, sondern vorausgesetzt. Das führt dazu, dass mittlerweile oft Bewerbungsverfahren, wie sonst nur für bezahlte Stellen angewandt, eingeleitet werden, um unentgeltliche Arbeit leisten zu dürfen.Kein Wunder, denn Studenten sind genauso leistungsfähige Arbeitskräfte, wie teure Fachkräfte, dazu unverbraucht kreativ und kompetent. Praktika gehören zum Pflichtprogramm eines jeden Studiums und sind beliebte Lückenfüller für Wartesemester oder Arbeitsplatzsuche. Auch im Internet steigt das Angebot an Praktikumsbörsen stetig. Firmen bieten immer mehr Praktikumsplätze an, um billige Allroundarbeitskräfte zu gewinnen. Natürlich wird der Praktikant nicht nur in seinem eigentlichen Berufsfeld eingesetzt werden, Flexibilität gehöre in der Firma schließlich zum Alltag, so müsse der Praktikant selbstverständlich auch bereit sein nach Feierabend das Büro zu saugen! – So übrigens die wahre Geschichte eines Studenten.Die neuen Bachelor-Studiengänge beinhalten nur verkürzte Praxissemester, daher müssen zusätzlich zum Studium, oft in den Semesterferien, für die spätere Arbeitsplatzsuche benötigte Erfahrungen gesammelt werden. Durch die zum Teil hohen Studiengebühren wird diese Zeit von den Studenten jedoch oft gebraucht, um das Studium finanzieren zu können.75 Prozent aller Praktikumsstellen werden nicht bezahlt. Viele Studenten berichten sogar, dass es bei einigen Firmen Gang und Gebe sei, für ein Praktikum einen geringen Betrag zahlen zu müssen. Da frage ich mich doch, kann das wirklich sein? Sollten Praktika nicht strenger reglementiert werden, es eventuell sogar eine Einheitsvergütung geben müssen? Vielleicht sollte man einen Praktikanten beauftragen, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.