Berlin – Den Meisterbrief im eigenen Betrieb an die Wand hängen – für viele Handwerker ein großer Traum. Auf dem Weg dorthin gilt es aber zunächst die Meisterprüfung zu bestehen.

Wer die vier Teile Fachpraxis, Fachtheorie, Betriebswirtschaft und Recht sowie Berufs- und Arbeitspädagogik erfolgreich absolviert, hat eine Qualifikation, die dem Bachelor-Abschluss an der Uni entspricht.

Doch anders als die Prüfung an sich ist die Vorbereitung darauf nicht gesetzlich geregelt, erklärt der
Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Dafür gibt es bei verschiedenen Bildungseinrichtungen
Meisterschulen oder Meisterkurse. Doch wie finden Gesellen die
passende Fortbildung?

Individuelle Ziele, Lehrzeit und Inhalte

Der ZDH empfiehlt, zunächst zu prüfen, ob die Schule zu den individuellen Zielen passt. Für einen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik können die betriebswirtschaftlichen Inhalte im Lehrplan zum Beispiel besonders wichtig sein – etwa weil er den elterlichen Betrieb übernehmen möchte. Dagegen legt ein Konditorgeselle womöglich großen Wert darauf, bestimmte handwerkliche Techniken zu vertiefen.

Da es keine festen Qualitätskriterien für die Meistervorbereitungskurse gibt, ist es nicht immer einfach, gute Angebote zu erkennen. «Man sollte sich die Kurse ganz genau ansehen», empfiehlt Julia Kuhnt, Weiterbildungsberaterin bei der
Handwerkskammer Potsdam. «Die Lehrzeit und die Inhalte sollten in vernünftiger Relation zueinander stehen».

Da gebe es große Unterschiede: Wo die Handwerkskammern zum Beispiel für bestimmte Teile der Vorbereitungskurse drei Monate einplanen, werben andere Anbieter mit Kursen, die nur wenige Tage oder Wochen dauern. Seinen Meister in möglichst kurzer Zeit abzuschließen, ist aber nicht alles. Viel wichtiger sei es ihrer Meinung nach, «dass die Teilnahme auf das Leben als Meister vorbereitet und man selbstbewusst in die Karriere geht».

Langfristig denken und Ressourcen prüfen

Daher gilt laut Kuhnt: Nicht nur auf prüfungsrelevante Aspekte achten, sondern auch auf Inhalte, die später im Beruf wichtig sind – zum Beispiel pädagogische Kenntnisse für die Tätigkeit als Ausbilder.

Letztendlich ist entscheidend, ob die Schule zu den individuellen Rahmenbedingungen und Ressourcen passt. Der ZDH empfiehlt, vorab zu klären, ob eine Weiterbildung in Voll- oder Teilzeit besser zu den Familien- und Arbeitsbedingungen passt. Und wie viel Zeit jemand insgesamt in die Fortbildung investieren muss. Auch die Frage, ob sich die Vorbereitung über das Aufstiegs-Bafög finanzieren lässt, kann die Entscheidung beeinflussen.

Außerdem wichtig sind die Ausstattung der Werkstätten, die Erreichbarkeit der Bildungseinrichtung sowie die fachliche und pädagogische Qualifikation der Dozenten. Wer die Wahl hat, sollte sich die Schulen vor Ort einfach mal ansehen, empfiehlt Knut Diekmann, Weiterbildungsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertags in Berlin. Und gegebenenfalls mit dem Geschäftsführer oder einem der Dozenten sprechen. «Ein Blick in die Unterrichtsräume und Werkstätten kann helfen, ein besseres Bild von der Ausstattung der Einrichtung zu bekommen.»

Fotocredits: Michael Lüder,Jens Schicke,Matthias Kuhnt,Michael Lueder
(dpa/tmn)

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