Das steckt hinter Coworking Spaces 5. Juni 2018 Ratgeber Berlin – Auch Freiberufler gehen ganz gerne mal ins Büro. Für die Disziplin, für die gesellige Mittagspause oder schlicht, weil ihnen im Homeoffice die Decke auf den Kopf fällt. Für solche Fälle gibt es das Prinzip der Bürogemeinschaft, manche Freelancer richten sich auch im Lieblingscafé um die Ecke häuslich ein. Und andere gehen in einen sogenannten Coworking Space. Das ist erstmal nichts anderes als ein Ort zum Arbeiten. Im Gegensatz zur klassischen Bürogemeinschaft sind Coworking Spaces aber deutlich flexibler. Wer will, kann hier zwar auch feste Arbeitsplätze mieten. Wer weniger bezahlen will, kann sich aber auch jeden Tag einfach einen neuen Platz suchen. Nur nebeneinander zu arbeiten, ist für richtiges Coworking aber eigentlich zu wenig. «Ein guter Coworking Space bietet mehr als einen Arbeitsplatz», sagt Carsten Foertsch, Herausgeber des Online-Magazins Deskmag. Ein Rahmenprogramm gehört für ihn ebenso dazu. «Schließlich geht es um Vernetzung und Austausch.» Ein echtes Netzwerk statt einer Ansammlung von Schreibtischen – das ist auch für Stefan Rief die Kernidee des Coworking. «Ich kann in diesem Netzwerk andere Leute kennenlernen, ich kann mit jemandem zusammenarbeiten, und manchmal braucht man ja auch einfach nur jemanden für einen zweiten Blick», sagt der Forschungsdirektor für Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung am Fraunhofer-Institut Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Ein reines Berlin- oder Hamburg-Phänomen ist der Coworking Space nicht mehr. Mittlerweile gibt es die Arbeits-Netzwerke in fast allen deutschen Städten mit mindestens 200 000 Einwohnern, so Foertsch – und teilweise auch auf dem Land. Der Ort bestimmt dabei maßgeblich, was ein Arbeitsplatz kostet. «In Berlin kann man bereits für monatlich 50 oder 100 Euro Mitglied in einem Coworking Space werden, aber ohne Platzgarantie», nennt Foertsch Richtwerte. «Einen flexiblen Schreibtischplatz mit Rund-um-die-Uhr-Zugang erhält man für 200 bis 250 Euro, feste Plätze kosten meist 100 Euro mehr.» Nach Angaben von Foertsch gibt es in Deutschland gerade etwa 460 Coworking Spaces, mit rund 31 000 Arbeitsplätzen – und es werden mehr. Denn inzwischen drängen auch in Deutschland professionelle Coworking-Ketten auf den Markt. Und gerade diese neuen Platzhirsche zielen nicht mehr nur auf Freiberufler als Kunden. Sie heißen zum Beispiel Mindspace, Regus oder Wework. «Wir sehen einen großen Wandel in der Art und Weise, wie Leute arbeiten wollen», sagt Eugen Miropolski, Europa-Chef von Wework. Und das gilt längst nicht mehr nur für Einzelkämpfer: Gut 30 Prozent des Neugeschäfts von Wework stammen inzwischen von großen Unternehmen. Die Firmen schicken dann zum Beispiel besonders innovative Abteilungen oder Teams, manchmal auch nur Einzelpersonen oder Projektgruppen in die Coworking Spaces. Das hat gleich mehrere Gründe, wie Rief erklärt. Einmal geht es dabei um Inspiration durch die hippe Umgebung. Andererseits hat die kleine Exklave im Coworking aber auch einen praktischen Nutzen – sinkende Projektlaufzeiten nämlich, weil sich die Beteiligten in der Fremde mehr darauf konzentrieren können als im heimischen Büro. Ist die Zeit des ungestörten Arbeitens im Coworking Space für Freiberufler also vorbei? Stefan Rief glaubt das eher nicht: «Der muss weiter dabei sein, sonst funktioniert das Prinzip nicht.» Stattdessen geht er eher davon aus, dass die Zahl der Coworking Spaces weiter wächst – und damit auch die Vielfalt der Coworking-Kulturen. Fotocredits: WeWork,WeWork,Fraunhofer IAO (dpa/tmn) (dpa)