Frankfurt/Oder (dpa/tmn) – Paul Grünig ist mit Baustellen groß geworden: Der Papa ist Maurermeister und hat einen eigenen Betrieb. Zwar interessiert es ihn auch, etwas aufzubauen – doch er wollte einen anderen Beruf lernen. Nach einem Schulpraktikum entschied er sich für eine Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer.

«Ich wollte körperlich arbeiten, den ganzen Tag am Schreibtisch zu sitzen, das ist nichts für mich», sagt der 18-Jährige. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für angehende Betonbauer: «Sie müssen eine gute körperliche Konstitution haben, gute Körperbeherrschung und schwindelfrei sein», sagt Iris Grundmann, Sprecherin des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie in Berlin. Schließlich muss auf Leitern und Gerüsten gearbeitet und Baumaterial getragen werden.

Paul Grünig schließt bald das zweite Lehrjahr ab. Er lernt bei der Firma Raffinerie-Bau Schwedt in Brandenburg – das Unternehmen ist in den verschiedensten Baubereichen tätig. Genau das macht dem jungen Mann Spaß: «Kein Tag ist gleich, man macht immer etwas anderes und muss auf der Baustelle unterschiedliche Probleme lösen», sagt er. Allerdings: Zu Beginn der Ausbildung hat Grünig seine Firma nur selten gesehen. Das erste Lehrjahr verbringen die Azubis überwiegend im Ausbildungszentrum und in der Schule. «Da hat man verschiedene Lehrgänge, lernt, wie die anderen Gewerke auf der Baustelle arbeiten und wird auf die Arbeit vorbereitet.» In den weiteren beiden Ausbildungsjahren verbringen die Auszubildenden immer mehr Zeit im Betrieb. Zudem steht der Unterricht an der Berufsschule an.

Voraussetzung für die Ausbildung ist der Hauptschulabschluss. Paul Grünig hat die Schule nach der 10. Klasse mit der Fachoberschulreife verlassen, wie auch knapp ein Viertel der 418 Azubis, die 2015 einen Ausbildungsvertrag als Beton- und Stahlbetonbauer unterschrieben. 217 bekamen laut der Statistik des Zentralverbands des Deutschen Handwerks mit einem Hauptschulabschluss eine Stelle. Der Frauenanteil ist mit 1,5 bis 2 Prozent gering. Die tarifliche Ausbildungsvergütung ist in den alten und neuen Bundesländern recht unterschiedlich. Im Westen gibt es 708, 1088 und 1374 Euro in den jeweiligen Lehrjahren, in Ostdeutschland 629, 864 und 1091 Euro, sagt Andreas Pieper, Sprecher des Bundesinstituts für Berufsbildung in Bonn. Damit gehört der Job mit zu den bestbezahlten Ausbildungsberufen.

Von seinen Schulfächern braucht Paul Grünig am häufigsten die Mathematik: «Man muss eigentlich dauernd Flächen, Volumen und Prozente rechnen», sagt er. Auch gute Kenntnisse in Physik sind unerlässlich, wie Grundmann sagt: «Die brauchen die Auszubildenden etwa für die richtige Einschätzung der Eigenschaften von Werkstoffen und der Wirkung von Kräften und Hebelarten.» Auch wichtig: ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, handwerkliches Geschick sowie Erfahrungen aus dem Bereich Werken und Technik.

Die Aufteilung seiner Ausbildung findet Grünig sinnvoll und durchdacht: «So kann man die Zusammenhänge verstehen und die komplexen Abläufe kennenlernen», sagt er. Azubis und später die Gesellen müssen sich nämlich nicht nur mit dem Werkstoff Beton auskennen, sondern auch mit den verschiedenen Verarbeitungs- und Einsatzmöglichkeiten. Denn mit Beton werden sowohl Fundamente gebaut als auch ganze Häuser, Industriebauten oder Brücken. Entweder werden Fertigteile verwendet, häufig müssen allerdings auch Schalungen gebaut werden, um Bauteile gießen zu können. Zudem ist auch filigrane Arbeit mit Beton immer mehr gefragt. Der Werkstoff wird auch bei Innenausbauten verlangt – etwa für moderne Küchen. Fertige Betonbauer arbeiten in Baubetrieben im Hochbau oder Fertigteilbau, etwa für den Wohnungs-, Büro-, Verwaltungs- und Gewerbebau.

Nach bestandener Gesellenprüfung heißt es weiterhin: lernen. Seit 2012 gibt es dazu ein neues System der Aufstiegsfortbildung: «In drei Stufen können sich Baufacharbeiter oder Personen mit langjähriger Berufserfahrung am Bau über den Vorarbeiter und Werkpolier zum Polier qualifizieren.» Zudem können Beton- und Stahlbetonbauer über eine besondere Fachschule einen Abschluss zum staatlich geprüften Bautechniker zu erlangen. «Ein weiterführendes Studium kann sogar die Karriere als Bauführer oder Bauleiter ermöglichen», sagt Grundmann.

Paul Grünig lernt erstmal für die anstehenden Prüfungen. Dann will er praktische Erfahrung sammeln und sich weiterbilden. Ob er auch mal selbstständig arbeiten will, so wie er es vom Vater kennt? «Im Moment kann ich mir das noch nicht vorstellen.»






Fotocredits: Klaus-Dietmar Gabbert,Klaus-Dietmar Gabbert,Klaus-Dietmar Gabbert,Klaus-Dietmar Gabbert,Klaus-Dietmar Gabbert,Klaus-Dietmar Gabbert

(dpa)